Erinnert Ihr euch an meinen Blogartikel zum Thema „Stiftung Warentest und das ‘gute Hundefutter’“?
Wer an dieser Stelle keine Lust und /oder Zeit hat, alles zu lesen, hier eine sehr kurze Zusammenfassung:
Als Alleinfuttermittel deklarierte Nassfuttersorten, die ohne Zusatzstoffe sind, sind nie bedarfsdeckend - auch nicht, wenn man sie vielfältig und abwechslungsreich kombiniert.
Was das für die Fütterung bedeutet, ist am Ende des Artikels nachzulesen.
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sechs verschiedene Hersteller und insgesamt
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neun sehr verschiedene Futtersorten durchgerechnet.
Beispiel 1
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normale Aktivität – durchschnittlicher Kalorienbedarf von 30 MJ pro Woche
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fünf verschiedene Fleischsorten
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vier verschiedene Hersteller
Calcium und Phosphor sind beide nicht ausreichend in der Ration, das Verhältnis zueinander liegt bei 1,06:1. Magnesium fehlt deutlich (knapp 70% Bedarfsdeckung) und auch die Spurenelemente Kupfer, Zink und Mangan sind teilweise nicht einmal zur Hälfte gedeckt.
Jod ist gar nicht in der Ration enthalten.
Beispiel 2
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derselbe Hund, aber ein paar Jahre älter: beginnende Arthrose, weniger Bewegung und dadurch geringerer Energiebedarf – er bekommt etwa 25% weniger Kalorien als früher, um nicht zuzunehmen (23 MJ)
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dieselbe Wochenmischung (vier Hersteller, fünf Fleischsorten) wie in Beispiel
Beispiel 3
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normal aktiver Hund aus Beispiel 1 – Energiebedarf 30 MJ/Woche
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andere Nassfuttersorten: vier verschiedene Sorten von drei verschiedenen Herstellern
Da in der Wochenmischung eine von vier Dosen Lachs enthält, ist Vitamin D etwa vierfach über Bedarf gedeckt. Das ist zwar ziemlich viel, wäre aber noch keine Überdosierung. Auch Vitamin A ist nicht überdosiert. Vitamin E sowie die meisten B-Vitamine sind nicht gedeckt und auch Linolsäure ist nur zu 75% gedeckt.
Beispiel 4
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aktiver, hibbeliger, sportlicher Hund, der einen höheren Energiebedarf hat (er bekommt etwa 30% mehr Kalorien pro Woche, also statt 30 MJ 39 MJ).
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dieselbe Wochenmischung wie der Hund in Beispiel 3
Durch die erhöhte Futtermenge ist Calcium nun 2,5fach über Bedarf in der Ration ist. Das muss nicht zwingend zu Problemen führen, schön ist es aber nicht 😉. Magnesium ist selbst bei dieser hohen Futtermenge nicht ausreichend gedeckt (85%). Kupfer ist nun gedeckt, Zink hingegen ist trotz der erhöhten Futtermenge nur zu 35% gedeckt und Jod ist natürlich nach wie vor unklar – es kann sowohl wie im Diagramm angegeben unter Bedarf in der Ration sein, aber auch eine leichte Überversorgung wäre theoretisch denkbar.
Beispiel 5
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derselbe Hund, normale Aktivität (30 MJ)
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8 verschiedene Sorten
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5 verschiedene Hersteller
Mit den passenden Nahrungsergänzungen (drei „Pülverchen“), einem guten Omega 3-6-9 Öl und Nüssen kann die Ration dann aber so aussehen.
Das Calcium-Phosphor-Verhältnis liegt bei 1,37:1.
Was bedeutet das für die Fütterung?
Es bleiben zwei Möglichkeiten für die Fütterung von Nassfutter:
Möglichkeit Nr. 1
Ihr wollt zwingend ein Alleinfuttermittel füttern, bei dem ihr Euch keine Gedanken um die Bedarfsdeckung machen müsst? Dann dürfen es keine Hersteller sein, die damit werben, keine Zusatzstoffe zuzufügen, um besonders natürlich zu füttern. In diesem Fall müsstet ihr auf Nassfutter zurückgreifen, die ernährungsphysiologische Zusatzstoffe wie z.B. Kaliumjodid, Zinkoxid oder Vitamin D3 (oder je nach Grundlage der Dose natürlich auch andere Zusätze) enthalten. Diese sind nicht per se schlecht, sondern sorgen einfach in diesem Fall dafür, dass Eure Hunde alles bekommen, was sie brauchen. Achtet darauf, dass Hunde, wie z.B. der Hund in Beispiel 4, die sehr viel Futter bekommen, natürlich auch mit einem Alleinfuttermittel schnell in Überversorgungen landen. Und Hunde, die sehr wenig Futter bekommen, können natürlich auch mit einem eigentlich bedarfsdeckenden Futter möglicherweise unter Bedarf gefüttert werden. Diese Regeln gelten für alle Fertigfutter, wenn man zu sehr von der Futterempfehlung abweichen muss. Außerdem müsst ihr ein Auge darauf haben, ob das Futter mit den Zusatzstoffen bedarfsdeckend ist, auch hier können unter Umständen Nährstoffe fehlen, die ergänzt werden müssen (den individuellen Bedarf decken Fertigfutter übrigens nie). Es schadet also nie, sich damit auseinander zu setzen, welche Nährstoffe alle im Futter enthalten sein müssen.
Meine Kollegin Anna hat hierfür eine kleine Checkliste verfasst, woran ihr gutes Alleinfuttermittel erkennen könnt.
Übrigens: auch technologische Zusatzstoffe wie E410 müssen nicht zwingend schlecht sein, sondern können in diesem Fall einfach ein Bindemittel wie Johannisbrotkernmehl sein. Natürlich ist es sinnvoll, sensorische Zusatzstoffe wie Aroma- und Farbstoffe oder technologische Zusatzstoffe wie BHT/BHA (Konservierungsmittel) zu vermeiden. Man darf aber nicht alle Zusatzstoffe über einen Kamm scheren, denn die ernährungsphysiologischen Zusatzstoffe sorgen eben dafür, dass das Futter auch Alleinfuttermittel genannt werden darf – es nämlich den kompletten TÄGLICHEN Nährstoffbedarf Eures Hundes decken kann.
Möglichkeit Nr. 2
Ihr wollt weiterhin die Nassfuttersorten füttern, die fälschlicherweise als Alleinfuttermittel deklariert und nicht bedarfsdeckend sind, die aber in der Zusammensetzung gut und qualitativ hochwertig sowie offen deklariert sind?
Kein Problem 😊 Tatsächlich ist das natürlich auch immer mein Rat, qualitativ hochwertige Dosen den günstigen, schlecht deklarierten Billig-Dosen aus dem Supermarkt vorzuziehen. Aber eben nur dann, wenn ihr der Verbrauchertäuschung nicht „auf den Leim geht“, dass „ohne Zusatzstoffe“ automatisch bedeutet, dass es gesünder und gleichzeitig auch bedarfsdeckend ist.
Ihr müsst bereit sein, Euch mit den Nährstoffen auseinander zu setzen und die fehlenden Nährstoffe zu ergänzen. Es ist natürlich nicht nötig, acht verschiedene Dosen oder fünf verschiedene Hersteller zu kombinieren – denn wie ihr gesehen habt, bringt das bezüglich der Nährstoffversorgung auch nicht zwingend eine Verbesserung. Wichtiger ist es, die Dosen passend zu ergänzen, um eine bedarfsdeckende Fütterung zu erreichen. Ein paar Hinweise habt ihr in diesem Artikel ja schon bekommen, ansonsten helfen Euch auch ErnährungsberaterInnen gerne weiter 😊.
Lasst Euch also nicht hinters Licht führen: Ein „abwechslungsreiches Füttern“ verschiedener Dosen, die alle dieselben Mängel haben, kann eben keine Mängel beheben! Hier hilft nur gezieltes Supplementieren!